"Vom Glück, die Schweiz    zu durchwandern"0000  

                                                                                                                                        (Fotos und Berichte by Martina Krohs ©)

Ilanz - Lauterbrunnen

zu Fuß durch 4 Kantone

in 9 Tagen

(20. - 28. Juli 2015)

 

 

Vorwort

Eine Wanderung durch die Schweiz ist eine spannende Sache. Als wir den Entschluß dazu gefasst hatten, stand die Route nicht wirklich fest, auch die konkrete Dauer und den genauen Ablauf haben wir uns ziemlich offen gelassen. Einzig DASS wir laufen möchten war sicher und das Reisedatum hatten wir natürlich auch festgelegt. Ansonsten sind wir, Pascal und ich, zumindest was die Planung betrifft, ziemlich relaxed an die Sache herangegangen.                                                

Natürlich ist so eine Alpentour auch mit Ängsten verbunden. Angst vor der Anstrengung, "schaffe ich das überhaupt...?", Angst vor gefährlichen, steilen Passagen oder ausgesetzten Stellen, Angst vor dem Wetter, ein Gewitter im winzig kleinen Zelt wollte ich nicht wirklich erleben und auch ein wenig Bammel vor Begegnungen mit "gefährlichen" Tieren gehörte dazu. Immer wieder hat man mir gesagt, dass ich aufpassen solle wegen der Giftschlangen, vor allem im Tessin und im Wallis und es gab wohlmeinende Menschen, die glaubten, mich an ihrem vermeintlichen Wissen über Wölfe und Bären teilhaben lassen zu müssen...                                                                                                                       Also alles in allem kein Urlaub von der Stange und ein ganz winzig kleines bisschen stellte sich mir dann im Vorfeld die Frage, ob zwei Wochen Mallorca nicht doch die bessere Wahl gewesen wären. Und das zieht wieder die Frage nach sich, warum man so etwas überhaupt macht? Worin liegt der Sinn einer Fernwanderung durch die Schweiz? Warum tut man sich so etwas an, schläft im Zelt auf hartem Boden nach einem Tag voller Mühen, krummem und schmerzendem Rücken vom ungewohnt schweren Rucksack und kaputten Füßen, muss neben dem Zelt aufstellen auch noch auf dem ungewohnten kleinen Gaskocher unter primitivsten Bedingungen ein Essen kochen und kann zu allem Übel noch nicht mal duschen gehen, sondern darf sich bestenfalls mit eisigem Bachwasser waschen?

Die Antwort darauf werdet ihr im nachfolgenden Reisebericht finden, da bin ich sicher... :-)                                                        

Viel Spaß beim Anschauen und vielleicht bekommt der eine oder andere unter euch ja Lust, so etwas auch einmal zu machen?

 

1. Tag 

Graubünden

von Ilanz nach Vignogn

 

 

Distanz: 13,0 Kilometer

Aufwärts:       870   HM

Abwärts:        000   HM 

 

 

phantastisches (nicht nur Wander-) Team: Pascal und Martina

ein kurzes Wort zu unserem Gepäck: da wir alles tragen mussten, haben wir natürlich genau überlegt, was wir mitnehmen. Neben 2 Garnituren Wanderkleidung, Fleecepulli, Regenjacke und Sandalen hatten wir noch ein Zeltchen mit dabei (unsere "Dackelgarage"), Isomatten, Schlafsäcke und außerdem einen kleinen Gaskocher samt Kochtopf und 2 Teetassen. Gewogen haben wir es nicht, aber vor allem Pascals Rucksack war mächtig schwer.

Am ersten Tag haben wir es eher "gemütlicher" angehen lassen und sind nicht ganz so weit gelaufen. Von Ilanz aus über Luven und Morissen weiter bis nach Vignogn, wo wir das Glück hatten, bei Pascals Verwandtschaft übernachten zu können.

Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle nochmals an Katrin und Giuseppe für die tolle Unterbringung und das feine Racelette.

Unser Ausgangsort: Ilanz in Graubünden

Das Val Lumnezia (Tal des Lichts) besticht mit malerischen Bergdörfern, kulturhistorischen Schätzen und sonnigen Hängen.

Einen besseren Start hätte ich mir nicht vorstellen können. Perfekter Ausgangspunkt, danke Pascal. Die erste Tour führte uns zwar stetig aufwärts und vor allem zu Beginn war sie sehr schlecht ausgeschildert, aber wir haben es wirklich langsam angehen lassen und sind relativ munter in Vignogn angekommen. Diese erste Nacht war noch sehr luxuriös mit eigener Wohnung, Dusche und super Mahlzeiten... :-)

Geniale Ausblicke in Graubünden und das Wetter war mega klasse.

Blick auf Degen, an dieser Stelle einen ganz lieben Gruß an Leo.

und hier sind wir schon in Vignogn, unserem Übernachtungsort. Hübsches kleines Dorf, ruhig und wenig touristisch, so richtig gemacht zur Erholung... :-)

Fazit des ersten Tages: sicherlich eine ganz andere Art von Urlaub und garantiert wesentlich abenteuerlicher und freier wie jeder Hotelurlaub...(aber das EINE schließt das ANDERE ja nicht aus...:-) )

 

2. Tag

Graubünden

von Sogn Giusep auf die Greina-Hochebene

 

Distanz: 12,0 Kilometer

Aufwärts:        1016 HM

Abwärts:         0000 HM

sehenswerter kleiner Ort "Vrin", hier auf dem Foto die imposante Kirche...

...mit ihrer recht eigenwilligen "Dekoration"...

Dorfplatz

Sogn Giusep, letzter kleiner Ort für die nächsten zwei Tage, da die gigantische Greina-Hochebene absolut unbewohnt ist.

...traumhafte Ausblicke, einfach nur gigantisch toll

wir sind über den Pas Disrut (2.428m) bis weit in die Greina-Hochebene gewandert und diese Nacht stand uns die erste Zeltübernachtung in der freien Natur bevor.

diese Hochebene ist wirklich etwas ganz besonderes

absolut unbewohnt, reines Naturschutzgebiet

hier gibt es ausser den Kühen absolut nichts...

...und die scheinen sich hier sehr wohl zu fühlen

Blick vom Pass Diesrut auf die andere Seite hinunter

...und hier der erste Blick über die Hochebene

...hier lohnt sich eine längere Rast, um ausgibig die Blicke schweifen zu lassen...:-)

...wer Berge liebt, Unberührtheit und Natur, der ist hier bestens aufgehoben...

zahlreiche Murmeltiere sind hier anzutreffen

...und die ganze Hochebene ist durchzogen von solchen klaren und eiskalten Bächen. Hier haben wir unser Trinkwasser direkt aus dem Bach geholt, auch das war eine ganz neue Erfahrung für mich.

...und hier haben wir zum ersten Mal absolut "wild" übernachtet. Der Platz war super gewählt, direkt in Bachnähe, leicht in einer Senke und umgeben von einem wahren Bilderbuchbergpanorama.

...solange es hell ist, ist alles in Ordnung, aber wenn man dann im Zelt liegt und es immer dunkler wird, verstärken sich auf unheimliche Art alle Geräusche um ein Vielfaches...:-) Eine kleine Maus wird zum Wolf und ein Windchen, das am Zelt rüttelt, lässt fast den Atem stillstehen... :-)

aber zuvor nach so einem langen und harten Wandertag mit vielen Eindrücken und großer Anstrengung gibt es kaum etwas belebenderes wie eine selbstgekochte und vor allem heiße Gemüsesuppe...ehrlich...:-)

...auch wenn das Kochen etwas gewöhnungsbedürftig ist...:-)

Fazit des zweiten Tages: Anstrengend der Tag, unheimlich die Nacht - aber gleichzeitig auch super romantisch schön und voller bleibender Eindrücke.

3. Tag

Graubünden - Tessin

von der Greina-Hochebene nach Olivone

 

Distanz: 17,0 Kilometer

Aufwärts:        0000 HM

Abwärts:         1.500 HM

 

Nach wenigen Kilometern haben wir den Kanton Graubünden verlassen und sind im Kanton Tessin angekommen.

zunächst führte uns der Weg weiter durch die tolle Greina-Hochebene, bevor wir rund 1.500 HM abwärts durchs ganze Blenio-Tal bis nach Olivone gelangt sind.

mächtige Gebirge soweit das Auge reichte...

...in dieser Hütte haben wir versucht, ein Frühstück zu bekommen...leider gescheitert...:-)

...der Abstieg war sensationell schön...auch ohne Frühstück...:-)

(Anmerkung am Rande: seit ich wieder daheim bin, habe ich einfach nur Hunger...ich bin echt ständig am Futtern...)

öfter mal bin ich gefragt worden, was mir denn lieber sei, bergauf oder bergab zu wandern...nach dieser Tagestour war meine Antwort ganz klar: bergauf natürlich...:-) da kommt man zwar mächtig ins Schnaufen und Schwitzen, aber man ist am Abend schmerzfrei, höchstens ein wenig erschöpft. Bergab aber stellt sich immer wieder als Tortour heraus (so richtig bergab mit vielen Höhenmetern und über Steine und Wurzeln), da schmerzen die Zehen, die Füße, die Knie und bei so manchem auch noch die Hüfte...

immer wieder frage ich mich, wie diese Blumen und sonstige Pflanzen hier oben überleben können...

...traumhafte Ausblicke haben uns den ganzen Tag über begleitet...

..."dieser Weg wird kein leichter sein...dieser Weg ist steinig und schwer"... :-)

aber gleichzeitig auch mega schöööön....

atemberaubender Blick über das ganze Blenio-Tal bis weit ins Tessin hinein...auf alle Fälle eines meiner Lieblingsfotos...:-)

Blick zurück

...und auf der ganzen Etappe haben uns solche kristallklaren Gebirgsbäche und zahlreiche Wasserfälle begleitet...

...bei dieser Hitze eine sehr willkommene Abkühlung

...umwerfend schön...ihr Lieben ich sage euch, DAS ist Leben...:-) auf solchen Touren macht man sich frei von vielen Zwängen des Alltags, man ist ganz einfach nur MAN SELBST, nichts lenkt ab, nichts engt ein...irgendwie Freiheit pur...

auf dieser Tour habe ich wieder ein neues kleines Stückchen Tessin kennengelernt, ein tolles Stückchen, eines ganz ohne Touristen und Trubel... :-)

der Blick zurück zeigt, wie weit und hoch es tatsächlich war...

Blick auf ein typisches Tessiner Bergdorf, wie sie auch in den bekannteren Tessiner Tälern anzutreffen sind

das letzte Wegstück des Tages war ein breiter, in den Fels gehauener Wanderweg, der bis hinab nach Olivone führt. Wer diesen Weg angelegt hat, der hatte echt viel zu tun...

Blick auf Olivone

Fazit des dritten Tages: Eine weitere Traumtour durch eine phantastische Landschaft, wie sie wirklich schöner, impossanter und genialer nicht sein könnte. Nach der Nacht in der Greina-Hochebene auf rund 2.400 Metern haben wir diese Nacht absolut angstfrei und wesentlich wärmer am Ortsrand von Olivone auf 891 Metern verbracht... :-)

Mehr wie das auf dem Foto braucht es eigentlich nicht zum Leben... :-)

4. Tag

Tessin

von Olivone nach Acquacalda

 

Distanz: 11,0 Kilometer

Aufwärts:        1100 HM

Abwärts:           260 HM

 

heute ging es wieder vermehrt aufwärts, was meine Zehen sehr begrüßten...  (NEIN, die Wanderschuhe sind NICHT zu klein...) :-)

allerbester Wanderbegleiter, nie schlecht gelaunt, auch am steilsten Berg immer ein Lächeln im Gesicht und er hat kein einziges Mal über den wirklich schweren Rucksack geklagt...allerhöchste Hochachtung!!!!

heute war es zum ersten Mal ein bisschen bewölkt, eine halbe Stunde lang hat es sogar ein wenig geregnet, aber am Nachmittag ist das Wetter wieder aufgegangen und als wir gegen 15.30 Uhr am Tagesziel angekommen sind, hat wieder die Sonne geschienen. Mit dem Wetter hatten wir wirklich riesiges Glück auf unserer Tour, das hätte (fast) nicht besser sein können...

hier in Dötra haben wir unsere Mittagsrast gemacht in der  Wanderherberge...ich sag nur...igittigitt-Oma...;-)

...voll ausgehungert... :-)

schöne Hochebene mit zahlreichen Mooren (DA hat es ganz bestimmt viele Schlangen gegeben...)

der Duft hier oben war mega gut, da müssen wohl irgendwelche gutriechenden Kräutlein wachsen...:-)

...nochmals ein Blick zurück, bevor wir am Gipfelkreuz angekommen sind

und hier steht es, auf rund 2000 Metern Höhe der höchste Punkt dieser Tour (gestartet sind wir am Morgen auf 891 Metern, also fast schon ein Ruhetag...:-)

der restliche Weg führte uns dann abwärts bis nach Aquacalda, wo uns eine heiße Dusche und eine Waschmaschine auf dem dortigen Campingplatz erwarteten...Luxus pur, ganz ehrlich...:-)

...auch dieser Weg war ein tolles Erlebnis, dem Hang entlang abwärts und immer vorbei an den allerschönsten Alpenblumen

Pascal der Schlangenabwehrer immer tapfer vorneweg...:-)

...gegenüber könnt ihr schon unsere nächste Tour erkennen...:-)

toller Schmetterling

Der Campingplatz in Aquacalda war super schön, fast schon im Wald gelegen neben einem glasklaren Bach, dem Brenno. Mit einer Höhe von 1750 Metern ist es der höchstgelegene Campingplatz des Kantons Tessin. Schon deshalb lohnt sich ein Besuch!

http://www.pronatura-lucomagno.ch/campingplatz

Für alle, die ein spezielles Erlebnis suchen, gibt es sogenannte "Jurten". Diese aus der Mongolei stammenden Zelte sind aus Holz und Schafwolle gebaut und haben ein Cheminée. In der Mitte gibt es eine große Öffnung (mit Plexiglas gedeckt), durch die man bequem vom Bett aus den Sternenhimmel betrachten kann. Aber wir haben natürlich in unserer fast schon liebgewonnenen "Dackelgarage" übernachtet...:-)

...und zuvor köstlich gespeist... :-)

und hier seht ihr den inzwischen wieder fast wolkenlosen Himmel...:-)

5. Tag

Tessin

von Acquacalda nach Altanca

 

Distanz: 20,0 Kilometer

Aufwärts:        1000 HM

Abwärts:           280 HM

 

...heute ging es "der Sonne entgegen", wie es der Passo del Sole verspricht...:-)

...am Anfang noch nebelverhangen, aber irgendwie hat diese leicht mystische Stimmung super zu dieser sehr einsamen Landschaft gepasst

...durchwandern und die Gedanken treiben lassen...

auch hier sind zahlreiche klare Bäche zu finden

...und je höher wir kamen, desto sonniger wurde es

die Felsformationen waren auf alle Fälle ganz besonders schön hier...

...und hier sind wir auf dem Pass angelangt

es ist einfach immer wieder ein tolles Gefühl, "oben" angekommen zu sein...:-)

...der Blick abwärts, unserem nächsten Etappenziel entgegen...

...habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich ein ganz großer "Schweiz-Fan" bin...? :-)

...nachdem wir das ganze Tal abwärts gewandert sind...

kam das nächste Highlight, an zwei wunderschönen Seen entlang...

Wege wie ich sie liebe...

wir haben über eine Stunde gebraucht, um am linken Seeufer von einem Ende des Sees bis zum anderen zu gelangen...

und da kam mir so der Gedanke, warum sich da eigentlich kein Tourismus entwickelt hat? Wäre dieser See im Schwarzwald, dann gäbe es da mit Sicherheit einen großen Dampfer und viele kleine (Segel)Boote, mehrere Hotels und zahlreiche Restaurants. Hier aber war nichts dergleichen zu finden, einfach nur unberührte Natur. Schwer beeindruckend.

...wären wir etwas früher dort gewesen, dann hätte ich vielleicht schnell ein Bad genommen...:-)

...aber der Weg war noch weit und es lag ein Gewitter in der Luft...

ein richtiges "Geisterdorf"; verlassen liegt es da, etwa 12 Häuser und einzig ein paar Kühe in der Nähe zeugen von Leben.

und genau in dem Moment, als wir an dieser Pension vorbei kamen, hat es angefangen zu Gewittern...na wenn DAS kein Zeichen ist...:-) diese Nacht haben wir jedenfalls nicht im Zelt verbracht...

http://pensionemacondo.ch/index.php?page=eventi

Fazit des 5. Tages: Landschaftlich abwechslungsreicher geht nicht. Diese Tour war sehr sehr anstrengend aber gleichzeitig auch mega schön und irgendwie trotz der Länge und der Schwierigkeiten ganz besonders schön.

6. Tag

Tessin

von Altanca auf den Passo del San Gottardo

 

Distanz: 17,5 Kilometer

Aufwärts:        1181 HM

Abwärts:         0000 HM

 

Nach einem super guten Frühstück in der Pension haben wir uns bei strahlendem Sonnenschein wieder auf den Weg gemacht...die Nacht in der Pension hat sichtlich gut getan... :-) und heute stand eine weitere heftige Etappe auf dem Plan: Der Passo del Gottardo

...noch mal so richtig "Tessinfeeling"

und zunächst ging es erstmal abwärts bis hinunter nach Airolo. Es war wieder mächtig heiß und so waren wir wirklich froh um diesen tollen Pfad durch Waldgebiet.

Wer kennt ihn nicht, den Gotthard, um in den wohlverdienten Urlaub im Süden zu gelangen...die meisten fahren durch den ewig langen Tunnel, ein paar fahren über den Gotthardpass...aber die wenigsten überwinden ihn zu Fuß...

Auf diesem Foto könnt ihr schön Airolo erkennen und links daneben die (ständig überfüllte) Autobahn.

...majestätisch trohnt er im Hintergrund...

...und hier haben wir Airolo bereits hinter uns (...ich sag nur "leider keine Pizza"...) und außerdem ist es ein Ort mit großem Durchgangsverkehr aus ganz Europa...

Blick auf den San Gottardo und die heimliche Frage..."schaffe ich das...? "(natürlich schaffe ich das...:-) )

...ausgeschildert war der Weg bestens...

Blick zurück auf Airolo und das ganze Tal

...und hier könnt ihr eine unserer nächsten Mehrtagestouren erkennen: Von Airolo aus bis weit ins Wallis hinein...:-)

1830 rollte die erste Postkutsche über den Gotthardpass. Damals von Kaufleuten, Wissenschaftlern, Botschaftern und Weltreisenden als aufreibende Strapaze empfunden, ist die Reise in der Kutsche heute eher ein Freizeiterlebnis, das sich so mancher Tourist nicht entgehenlassen möchte. Für 750 SFR kann man sich in 5 Stunden von Andermatt über den Gotthardpass bis nach Airolo fahren lassen...

...die neue Gotthard-Passstrasse - nicht wirklich eine Landschaftsverschönerung...:-(

...aber wenigstens war die Fahrzeugflut erträglich...die meisten nutzen lieber den Tunnel für ihre Fahrt...

hier seht ihr die alte Passstrasse, auf der angeblich schon Hannibal mit seinen Elefanten unterwegs war...(von den 37 Elefanten hat leider nur ein einziger die Strapaze damals überlebt...)

...und was man auch wunderbar erkennen kann, ist der Wetterwechsel Richtung Pass hinauf. Im Tessin war noch schönster Sonnenschein - und je weiter wir hinauf kamen, desto ungemütlicher wurde es. Das war glaub das einzige Mal auf unserer ganzen Tour, dass ich lange Hosen anhatte und sämtliche Pullis und Jacken übereinander. Der Nordwind über den Pass war mehr als bissig...

Die historische "Tremola", alte Passstrasse, steht unter Denkmalschutz. Lange war die Tremola die beste Möglichkeit, den Gotthardpass zu überqueren. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber genügte die steile und sehr kurvige Gotthardstrasse den neuen Ansprüchen immer weniger. Im Sommer 1967 konnte der erste Teil der neuen Passstrasse eröffnet werden, die restliche Strecke folgte ab 1977. 

der Wanderweg führte uns teils auf der alten Passstrasse, teils aber auch durch wunderschönes Gelände abseits des Verkehrs. Aber da ich so sehr mit den Zähnen geklappert habe, konnte ich wärend des Aufstieges leider nicht so viele Fotos machen...:-)

...je höher wir kamen, desto nebliger und kälter wurde es...

...und wärend wir weiter unten noch an einen guten Platz für unser Zeltchen dachten, war hier oben ganz klar, dass wir diese Nacht unmöglich im Freien verbringen konnten. Wir wären glatt erfroren...

Fazit des 6. Tages: Sehr eindrücklich, was man sonst nur mit dem Auto kennt, zu Fuß zu erleben. Rein von der Tour her war es mir zu touristisch und viel zu verbaut. Nach der Ruhe aller vorherigen Touren war es hier mega lebhaft und laut. Sehr eindrücklich war die Übernachtung im Albergo San Gottardo, tolle Zimmer im alten Stil.

Tag 7

Uri

vom Passo del San Gottardo nach Hospental

 

Distanz: 10,0 Kilometer

Aufwärts:        0000 HM

Abwärts:           700 HM

 

Heute haben wir den Kanton TESSIN verlassen...

...und sind im Kanton URI angekommen.

...und das Wetter war wieder wunderbar an diesem Morgen, bestes Wanderwetter...:-)

...um ein weiteres Teilstück der schönen Schweiz zu erkunden...

Schlafen wie zu Omas Zeiten...

Pascal hat "vor dem Aufstehen" einen kleinen Spaziergang gemacht und dabei ist dieses wunderbare Foto entstanden...in diesem Bild liegt die ganze Ruhe des frühen Morgens, wenn man den Gotthardpass noch für sich hat, ohne Touristentrubel und Autoverkehr...

...nur zwei Stunden später hat es hier oben komplett anders ausgesehen...an diesem Sonntag fand der alljährliche PASSMARKT statt, ein echtes Touristenmagnet, und zeitgleich irgendein Radrennen, jedenfalls waren unzählige Radrennfahrer mit Startnummern auf der Burst mit ihren Rädern unterwegs...

...so war es echt gut, dass wir bald nach dem Frühstück aufgebrochen sind, den Gotthard auf der Nordseite wieder hinabzusteigen.

für diesen Tag hatten wir uns nicht so viel vorgenommen, uns war mehr nach Ruhetag, und so sind wir nur bis nach Hospental gewandert, alles abwärts auf meist tollen Wegen...

Blick weit ins Uri hinein...

...hier gab es ganz besonders viele Kühe...

...und eine sehr schöne Landschaft hat uns auf diesem Weg begleitet...

...leider führte der Weg auch hier immer wieder teilweise an der Straße entlang...

die Beschilderung war sehr gut...

Hospental

nach 700 Höhenmetern abwärts haben wir die heutige Tour für beendet erklärt...halber Ruhetag...:-)

Kanton Uri

Fazit des 8. Tages: die heutige Tour war leicht und unproblematisch und den restlichen Tag haben wir im Zug bzw. Bus verbracht und sind durch den Furkatunnel und über den Grimselpass (mit dem Postauto, sehr eindrücklich) ins BERNER OBERLAND nach Meiringen gefahren.

Tag 8

Berner Oberland

von Meiringen nach Grindelwald

Distanz: 23,0 Kilometer

Aufwärts:        1550 HM

Abwärts:         1100 HM

unsere längste Tour in diesem Urlaub führte uns von Meiringen aus über die Reichenbachwasserfälle hoch auf die Grosse Scheidegg und dann hinab nach Grindelwald...so abwechslungsreich und eindrücklich wie die bisherigen Touren hat sich uns auch das BERNER OBERLAND präsentiert.

Reichenbachwasserfälle

Die Reichenbachwasserfälle sind eine auf 300 Höhenmeter verteilte Kaskade von 7 einzelnen Wasserfällen im Verlauf des Reichenbachs, südlich von Meiringen

Blick auf Meiringen

...hier in die Tiefe zu schauen ist mehr als schwindelerregend

Bekannt wurden die Wasserfälle auch durch die Literatur. Hier kämpfte der legendäre Sherlock Holmes am 04. Mai 1891 gegen Professor Moriarty, der dabei den Wasserfall hinabstürzte. Dies nutzte der Meisterdetektiv, um seinen eigenen Tod zu inszenieren.

das WELLHORN, 3121m

...diese Tour war nicht besonders schwierig zu laufen, da die Wege breit und die Steigung nicht besonders steil war, aber durch die Länge und vor allem durch den Abstieg hinunter nach Grindelwald bleibt auch sie körperlich noch lange in Erinnerung...:-)

...landschaftlich gigantisch, so wie alle unsere Touren bisher...

...riesige Bergmassive im Gegensatz zu sanften Alpentälern...

...und die Ausschilderung war auch hier wirklich sehr gut

...das Wetter war heute perfekt zum Wandern, nicht so heiß und teilweise bewölkt, was immer wieder für spektakuläre Fotos sorgte... :-)

...Blick zurück über das gesamte Tal mit seinen zahlreichen Tannen, weshalb die Alp hier vermutlich den Namen SCHWARZWALDALP erhalten hat

...Pascal der Unermüdliche...:-)

und dieses Foto habe ich auf der GROSSEN SCHEIDEGG gemacht mit dem Blick hinab Richtung GRINDELWALD. Aber vor dem Abstieg haben wir erstmal eine längere Rast auf dem höchsten Punkt (1962m) unserer Tour gemacht.

...ganz besonders impossant: das Wetterhorn (3701m)

...und hier der Blick bis nach Grindelwald hinab. Mit 1100 Höhenmetern Abstieg auch ein etwas anstrengenderer und ermüdender Abstieg - aber ich möchte ihn nicht missen.

Wer genau hinschaut, kann leicht links im Foto ein kleines Gebäude in den Felsen erkennen. Es ist die ehemalige Bergstation des WETTERHORN-AUFZUGES

Der am 27. Juli 1908 bei Grindelwald eingeweihte Wetterhorn-Aufzug war eine Pioniertat, denn er war die erste personenbefördernde Luftseilbahn der Schweiz. Er war eine Kombination aus einem Lift und einer Pendelbahn mit zwei Tragseilen.

Anfänglich hatte diese Bahn einen grossen Erfolg. Obwohl er seiner Zeit weit voraus war, stellte der Wetterhorn-Aufzug 1915 seinen Betrieb infolge des Ausbleibens von Touristen nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wieder ein.

Im Jahre 1905 begann Wilhelm Feldmann den Bau der ersten Schweizer Luftseilbahn am Wetterhorn bei Grindelwald. Ursprünglich war vorgesehen, den Aufzug in vier Sektionen bis zum Gipfel des 3701 m hohen Wetterhorns zu führen.

1908 wurde das erste Teilstück vom Hotel Wetterhorn östlich von Grindelwald bis zur auf 1677 m gelegenen Bergstation Enge in Betrieb genommen. Die Strecke verlief über die (mittlerweile abgeschmolzene) Zunge des Oberen Grindelwaldgletschers hinweg auf die Wiesen am oberen Ende des Ischpfads, wo noch heute unterhalb des Pfades zur Glecksteinhütte die Ruine der Bergstation steht. Wie ein Adlerhorst ist die Bergstation Enge in der Felswand über dem oberen Grindelwaldgletscher am Fuss des Wetterhorns eingebettet.

Dieses Teilstück sollte den südwestlichen Grat des Wetterhorns entlang bis in die Gegend des Krinnenhorns verlängert werden.

Nach nur sechs Jahren wurde der Betrieb infolge des Ausbruches des Ersten Weltkrieges eingestellt. Er wurde aus verschiedenen Gründen nicht wieder aufgenommen. Insbesondere war die Lage der Bergstation des ersten Abschnittes auf einem abschüssigen Felsband wenig attraktiv.

Heute ist von der Anlage nur noch die Ruine der Bergstation Enge vorhanden. Die Bergstation wurde bereits einmal saniert, um sie vor dem Verfall zu retten.

...für damalige Zeiten bestimmt sehr modern, liegt die Seilbahnkabine heute tatenlos am Fuße des Wetterhornes

erste Häuser von Grindelwald

Fazit des 8. Tages: Super Tour mit viel Abwechslung in der Landschaft und wesentlich belebter durch Wanderer wie die vorangegangenen Touren

Tag 9

Berner Oberland

von Grindelwald nach Lauterbrunnen

 

Distanz: 20,0 Kilometer

Aufwärts:        1250 HM

Abwärts:         1450 HM

unser letzter Wandertag hat suuuper gut begonnen mit diesem Blick am Morgen aus dem Zelt heraus: rechts die Eiger Ostwand, in der Mitte der Gletscher und dazu ein fast blauer Himmel...:-)

...Schritt für Schritt der KLEINEN SCHEIDEGG entgegen

...und auch hier wieder beste Ausschilderung

EIGER NORDWAND, leider war der Himmel den ganzen Tag über etwas bewölkter

hier könnt ihr schön unseren gestrigen Weg über die GROSSE SCHEIDEGG sehen

...das Wetter war zwar nicht perfekt, aber trocken und warm und zum Wandern durchaus ideal.

Pascal am Fuße der EIGER NORDWAND

leider führte der Wanderweg immer wieder an der Bahn entlang, was das Ganze ziemlich touristisch macht.

...aber die Wanderwege sind hier breit genug, um aneinander vorbeizukommen... :-)

...die beiden zeigen deutlich, was sie von den Touristen halten...:-)

...kurz vor dem höchsten Punkt hat sich uns der Eiger doch noch mal ganz nett präsentiert

3970m

und hier sind wir bereits wieder am Abstieg, nachdem wir den vor allem Asiatisch geprägten Trubel auf der KLEINEN SCHEIDEGG hinter uns gelassen hatten

auf der gegenüberliegenden Talseite kann man ganz schwach MÜRREN erkennen...

...

EIGER, MÖNCH und JUNGFRAU, die 3 wohl bekanntesten Berge im BERNER OBERLAND

Aufnahme am Rande: flauschige Hummel... :-)

Blick auf Wengen hinab, ein ziemlich steiler kleiner Ort, durch den wir nur kurz durchgewandert sind

...und hier seht ihr LAUTERBRUNNEN und somit leider das Ende unserer mega tollen, schönen, phantastischen, genialen, hervorragenden, abwechslungsreichen, meist sonnigen, teilweise sehr anstrengenden und sicherlich ewig in Erinnerung bleibenden FERNWANDERTOUR ILANZ - LAUTERBRUNNEN 2015.

 

Und, seid ihr dem Sinn des Fernwanderns inzwischen auf die Spur gekommen?

Ich denke mal, neben der sportlichen Herausforderung ist es vor allem das täglich neue Naturerlebnis in den verschiedenen Kantonen und ganz bestimmt auch das Teamerlebnis, wenn man so eine Tour zu zweit macht.

Ein Wort zu den im Vorwort angesprochenen Ängsten: Gewitter hat es nur eines gegeben und das kam so frühzeitig am Abend, dass wir spontan in einem B&B und nicht in unserem Zeltchen übernachtet haben. Schlangen haben wir keine einzige gesehen (bin ich froh...) und irgendwelche andere Tiere haben uns des Nächtens auch nicht besucht oder jedenfalls habe ich nichts davon mitbekommen.

Was die Anstrengung betrifft, klar, es war keine leichte Tour, aber wir haben sie beide super gut gemeistert und gefährliche oder ausgesetzte Stellen gab es auch keine.

Die diversen Wehwehchen sind alle schon wieder vergessen und was bleibt, ist einfach nur ein wahnsinns Erlebnis, das ich jederzeit wiederholen würde... :-)